Die „Herrinnen der Straße“ aus Rize in der Türkei-2017
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Am 19. Januar 2017 waren Vertreter_innen der Organisationen BIZDE VARIZ und KACED aus Rize an der türkischen Schwarzmeerküste im Landesfrauenrat zu Gast. In dieser Region gibt es eine besondere Gesellschaftsordnung. Berrin Yegen von der türkischen Frauenorganisation BIZDE VARIZ erklärt unserem Vorstand, dass in Rize die Höfe traditionell von den Müttern an die Töchter vererbt werden. Die Männer tragen mit ihrem Einkommen zur Versorgung der Familie bei. Bestimmte Produkte wie Milch und Käse werden nur von den Frauen verkauft, das eingenommene Geld ist zu ihrer freien Verfügung. Die Frauen schneiden auch Tee und tragen ihn über rituelle Frauenwege zu ihren Höfen. Eine wichtige Tradition, auch für junge Frauen: „Es war ein besonderer Moment für mich, als ich als Jugendliche zum ersten Mal den Tee, den ich geschnitten hatte, selbst den Berg hinauf trug“, so Berrin Yegen. Heute verweigern die Frauen den Ausbau des Frauenwegs als befahrbare Straße. Die „Herrinnen der Straße“ aus Rize halten an der traditionellen und nachhaltigen Arbeitsweise fest.
BIZDE VARIZ engagiert sich in der Region mit Empowermentworkshops für Frauen. In diesen wird z.B. die ungleiche Verteilung der unbezahlten Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern thematisiert und kritisiert. Denn wie in Berlin übernehmen auch in Rize vor allem die Frauen diese Aufgaben. Im Gespräch wurden viele weitere Gemeinsamkeiten zwischen LFR und BIZDE VARIZ deutlich: Beide Organisationen setzen sich für die Gleichstellung der Geschlechter ein und versuchen dabei, Frauen aus allen politischen Spektren zu erreichen. Zusammen mit der Organisation KACED engagiert sich auch BIZDE VARIZ für geflüchtete Frauen.
Der Vorstand des LFR freute sich sehr über diesen inspirierenden Besuch aus der Türkei, der von Life e.V. organisiert wurde, und hofft auf Fortsetzung des Dialogs.