Beitrag zur Veranstaltung:
Mit Sabine Werth (2017)
Ein Bericht von Jessica D’Agata und Isabell Merkle
„Frauen sind besser darin, zu spüren, wo etwas gemacht werden sollte“ – dieser Satz aus ihrem Vortrag am 20. März 2017 im Rahmen des LFR-Plenums trifft auf Sabine Wert, Gründerin und Vorsitzende der Berliner Tafel, selbst sehr gut zu. Er passt auch zur gemeinnützigen Hilfsorganisation, an deren Beginn eine Gruppe von Frauen stand, die „Initiativgruppe Berliner Frauen“. Ursprünglicher Auslöser der Gründung 1993 war die Rede der damaligen Senatorin Ingrid Stahmer über Obdachlosigkeit in der Hauptstadt. Als die Frauen aktiv wurden und sich das Gerücht verbreitete, dass ein soziales Projekt zur Unterstützung von Hilfebedürftigen gegründet wird, wurden die Öffentlichkeit und die Medien darauf aufmerksam und die Idee fand allmählich Anerkennung und Unterstützung. Von Anfang an war Sabine Werth die treibende Kraft der Berliner Tafel, die aus der Verteilung von Lebensmittelspenden an Menschen sozial und wirtschaftlich Benachteiligte ihr Leitprinzip gemacht hat. Heute besteht die Berliner Tafel aus heterogenen, geschlechtsgemischten Gruppen, die gemeinsam an über 300 sozialen Projekten arbeiten – dabei handelt es sich um Frauenprojekte, Kinderzentren oder aber Frühstücks- und Mittagsangebote für Arbeitslose.
Die Bedürftigen – Konflikte zwischen Alteingesessenen und Neuankömmlingen
Die größte Gruppe der Bedürftigen stellen die Alleinerziehenden dar. An zweiter Stelle kommen Kinder Jugendliche, während Rentnerinnen und Rentner eine weitere große Gruppe darstellen. Seit Sommer 2015 kommen auch vermehrt Flüchtlinge zur Berliner Tafel. Das Hinzukommen dieser neuen Gruppe fiel mit einem Rückgang der Lebensmittelabgaben durch die Supermärkte zusammen, so dass auf eine größere Zahl von hilfsbedürftigen Menschen eine geringere Menge an verfügbaren Lebensmitteln verteilt werden kann. Konflikte zwischen Geflüchteten und Einheimischen, die sich fragen, wer Vorrang bei der Verpflegung habe, sind also vorprogrammiert. Dies erschwert und belastet die Arbeit der Berliner Tafel.
Heutige Projekte
Ein großes und wichtiges Projekt ist die Kooperation „Laib und Seele“ mit den Kirchen und dem RBB. Die Tafel trifft hier mit Ihrer Erfahrung und Kompetenz im Bereich Lebensmittel auf Kirchengemeinden mit einem flächendeckenden Netz an Räumen und Ehrenamtlichen, die die Lebensmittel aus-geben können. Dem Projekt ist es ein Anliegen über die Verteilung der Lebensmittel hinaus etwas für das Seelenwohl der Menschen zu tun. Inzwischen hat Laib und Seele über 45 Ausgabenstellen für private Haushalte und unterstützt ungefähr 50.000 Menschen im Monat.
Ein zweiter Schwerpunkt ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, in denen Sabine Werth die Zukunft der Gesellschaft sieht. Der Berliner Tafel ist es ein Anliegen, Kindern und Jugendlichen durch kleine Unterrichtseinheiten in Schulen und sonstigen Einrichtungen die Bedeutung von Essen und von der eigenen, frischen Zubereitung von Lebensmitteln zu vermitteln. Zu diesem Zwecke wird gemeinsam gekocht und eine kleine Rezeptsammlung an die Kinder verteilt. So können die Kinder die Rezepte selbster zu Hause und mit den Eltern auszuprobieren, um das Gelernte besser zu verinnerlichen.