Beitrag: Erfolgreicher Projektabschluss
Charlotte, Wilma & Ich (2018)
So etwas müsste es häufiger geben, geflüchtete Frauen haben so viel Stress
Das Pilotprojekt „Charlotte, Wilma und Ich“ ist Mitte April erfolgreich zu Ende gegangen. An dem Kunst- und Kulturprojekt, das im Rahmen des Förderprogramms Frauen-iD vom Paritätischen Bildungswerk Bundesverband e.V. finanziert wurde, nahmen über 30 geflüchtete Frauen aus verschiedenen Unterkünften des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf sowie Berlinerinnen ohne Fluchtgeschichte teil. Am 16. April feierte der Landesfrauenrat gemeinsam mit den Teilnehmerinnen, den Bündnispartnerinnen vom UCW und der Gleichstellungsbeauftragten von Charlottenburg-Wilmersdorf, Frau Lück, den Projektabschluss und präsentierte der interessierten Öffentlichkeit einige der entstandenen Kunstwerke.
Ziel des Projektes war es, geflüchteten Frauen einen Raum zu bieten, in dem sie etwas für sich selbst tun und den oft eintönigen und bedrückenden Alltag im Heim zumindest für einige Stunden vergessen können. Außerdem wollte das Projekt ein Ort sein, an dem sich Berlinerinnen mit und ohne Fluchterfahrung begegnen und einander besser kennen lernen können, an dem Beziehungen entstehen und Informationen weitervermittelt werden können. Gelegenheit dazu boten Erzählcafés und Workshops. Im Rahmen von Workshops haben die Frauen z.B. das Ausdrucksmalen ausprobiert oder gemeinsam während eines Stadtspaziergangs den Bezirk erkundet. Auf besonders große Resonanz stieß das Angebot zum gemeinsamen Tanzen: „So etwas müsste es viel häufiger geben“ sagte uns eine kurdische Frau, die mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern schon mehr als zwei Jahre in Berlin ist und auf den Abschluss des Asylverfahrens wartet, „geflüchtete Frauen haben so viel Stress, da ist Sport so wichtig“.
Wichtiger Ort des Austauschs von Erfahrungen war das wöchentlich stattfindende Erzählcafé. Hier schilderten einzelne Frauen eindrücklich die schwierige Situation in den Unterkünften; es wurde deutlich, dass auch ähnliche Probleme (z.B. die Suche nach einem Kitaplatz) für die geflüchteten Frauen ungleich schwerer zu bewältigen sind als für Berlinerinnen ohne Fluchtgeschichte. In den Erzählcafés spielte die Suche nach den eigenen Kraftquellen und Ressourcen eine wichtige Rolle. Zu Wort kamen schöne Erinnerungen, lustige Geschichten aus der Kindheit, einige erzählten von der Kraft den ihnen ihr Glauben gibt und von der Schönheit ihrer Muttersprache. So sagte uns eine Frau: „Wir sagen nicht Bauchgefühl, wir sagen Herzgefühl – unser Herz sagt uns, was richtig und was falsch ist“.
Nachdem im Laufe des Projekts langsam aber stetig Vertrauen zwischen den Frauen aus dem Bezirk entstanden ist und gemeinsame Anknüpfungspunkte und Interessen entdeckt wurden, ist der Landesfrauenrat Berlin derzeit auf der Suche nach einer Anschlussfinanzierung.
Text: Isabell Merkle