Beitrag zur Veranstaltung:
PRO QUOTE FILM! – Frauen sichtbar machen

Posted by on Mai 6, 2020 in Allgemein

Die Präsentation zur Veranstaltung finden Sie hier:
Präsentation-PRO QUOTE FILM

„Lasst die Frauen mehr Filme machen!“

Aufgrund der aktuellen Maßnahmen wechselte auch der LFR Berlin am 27. April in den virtuellen Raum. Gemeinsam mit Barbara Rohm und Yvonne de Andrés von Pro Quote Film (proquote-film.de) organsierten wir unsere erste online Veranstaltung.

Anhand von Studien und Statistiken legten beide Vortragenden sehr anschaulich dar, dass die Filmproduktion nach wie vor vom männlichen Blick dominiert wird. Am deutlichsten ist das am Endprodukt, den Filmen, zu sehen. Immer wieder bedient sich die Filmbranche an überholten Rollenklischees, die vor allem die Darstellung von weiblichen Charakteren sehr einschränkt. Damit trägt die Branche erheblich dazu bei, dass nicht nur in der Medienindustrie, sondern in der Gesellschaft allgemein veraltete Geschlechterrollen aufrechterhalten werden.
Für die Frauen in der Filmbranche bedeutet das unter anderem auch ein limitiertes Arbeitsangebot für Schauspielerinnen, denn ab 30 nimmt die Auswahl weiblicher Filmrollen stetig ab, während ihre männlichen Kollegen oft bis ins hohe Alter die Möglichkeit haben interessante Rollen darzustellen. Für Frauen zählt nach wie vor „Hauptsache jung und sexy“.

Diese strukturelle Benachteiligung zieht sich durch die gesamte Filmbranche. Eine Studie aus dem Jahr 2017 (siehe Präsentation) stellte heraus, dass im Vergleich zu den männlichen Kommilitonen nur die Hälfte der Frauen, die an Filmhochschulen ausgebildet werden, später in ihrem Beruf arbeiten. Das weibliche Potential wird also ignoriert.

Diese Zahlen machen deutlich, ohne eine Quote in der Filmbranche wird sich an diesen Statistiken nichts (oder nur sehr schleichend etwas) ändern.
Doch um ein qualitativ hochwertiges Produkt herzustellen, brauchen wir nicht nur mehr Frauen betont Barbara Rohm. Wir benötigen ein feministisches Umdenken in den oberen Etagen der Branche.

Ein Vorbild für solch ein Umdenken liefert uns der Blick nach Schweden. In nur einigen Jahren gelang es der Vorsitzenden des Schwedischen Film Institute, Anna Serner, die Branche komplett umzustrukturieren. Durch ihren feministischen Ansatz stehen heute so viele Frauen vor und hinter der schwedischen Kamera, wie in keinem anderen Land. Mehr dazu können Sie  in diesem Artikel nachlesen: How Sweden Conquered Film Industry Sexism.

Wie wichtig die Thematisierung von festgefahrenen Rollenbildern gerade auch in Zeiten von Corona ist, zeigt dieser Blog Beitrag Vom Lockdown zum Backlash von Pro Quote Film.
Denn auch in der Filmindustrie sind es wieder einmal vor allem die Frauen, die von den Maßnahmen als erstes betroffen und somit (entweder) von Armut oder/ und finanzieller Abhängigkeit bedroht sind.

Möchten Sie selbst überprüfen, ob Ihr Lieblingsfilm oder Ihre abendliche Netflix-Serie ein Minimum an Gleichstellung erfüllt, machen Sie den Bechdel-Test:

  • Gibt es mindestens zwei Frauenrollen?
  • Sprechen sie miteinander?
  • Unterhalten sie sich über etwas anderes als einen Mann?

Sie werden überrascht sein, wie wenig Filme dieses Minimum erfüllen.
In jüngeren Varianten des Tests wird zusätzlich gefragt, ob die beiden Frauen im Film einen Namen haben.
Als ein positives Beispiel nannte Barbara Rohm an dieser Stelle die kanadische Kinderserie Annedroids.

Mehr zu der Serie finden Sie hier. Information zum Bechdel-Test können Sie auf Wikipedia nachlesen.  Wikipedia: Bechdel-Test

Ein Bericht von Julia Thierfelder