Gefährdungsanalysen sind wichtige Instrumente, um Fälle von häuslicher Gewalt hinsichtlich ihres Risikos einzuschätzen und angemessene Maßnahmen zur Vorbeugung wiederholter Gewalt zu treffen. Ihr Einsatz ist rechtlich in jedem Fall von häuslicher Gewalt durch die Istanbul-Konvention (Art. 51) und die EU-Gewaltschutzrichtlinie verankert (Art. 16 & 17).
In Deutschland kommen aktuell vor allem die nordamerikanischen Instrumente „Danger Assessment“ und „Ontario Domestic Assault Risk Assessment“ im polizeilichen Einsatz zur Anwendung. Keines dieser Instrumente wurde jedoch in oder für Deutschland entwickelt. Zudem beruhen sie auf nicht-repräsentativen Daten aus den 80ern und 90ern und sind lediglich als Papierfragebögen verfügbar, wodurch sich Herausforderungen für die Praxis, Validität und Belastbarkeit dieser Instrumente ergibt.
Mitbegründerin des Berliner Start-Up Frontline (https://de.frontline100.com/ ), Ba Linh Le, stellt uns bei diesem Diskussionsabend «Lizzy» vor, die erste KI-gestützte Gefährdungsanalyse, die auf deutschlandweit repräsentativen Daten basiert und sowohl männliche als auch weibliche Betroffene von häuslicher Gewalt berücksichtigt. Derzeit wird Lizzy kostenfrei von Beratungsstellen und Frauenhäusern in Deutschland pilotiert.
Im Anschluss an das Impulsreferat von Ba Linh Le wollen wir gemeinsam mit der Rechtsmedizinerin und Professorin Dr. Christine Bartsch und einer Vertreterin der Landespolizeidirektion darüber diskutieren, wie KI in der Praxis Anwendung finden kann, welche Chance und Herausforderungen KI für die Arbeit der involvierten Stellen und Behörden bei Fällen von häuslicher Gewalt haben kann.